Fasten und Geduld

„Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit. Gewiß, Allah vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige.“ (Zumar 39:53)

(Zumar 39:53) .قُلۡ يَـٰعِبَادِىَ ٱلَّذِينَ أَسۡرَفُواْ عَلَىٰٓ أَنفُسِهِمۡ لَا تَقۡنَطُواْ مِن رَّحۡمَةِ ٱللَّهِ‌ۚ إِنَّ ٱللَّهَ يَغۡفِرُ ٱلذُّنُوبَ جَمِيعًا‌ۚ إِنَّهُ ۥ هُوَ ٱلۡغَفُورُ ٱلرَّحِيمُ

“Fasten entspricht der Hälfte der Geduld. Und Geduld entspricht der Hälfte des Glaubens” (Hadith, überliefert von Ebu Nuaym)

 

Verehrte Muslime,

Mit unserem aufrichtigen Fasten haben wir die Hälfte der Geduld unter Beweis gestellt und damit einen großen Teil unseres Glaubens erfüllt. Denn so spricht unser geliebter Prophet (ﷺ – Friede und Segen seien mit ihm): “Fasten entspricht der Hälfte der Geduld. Und Geduld entspricht der Hälfte des Glaubens”.

Elhamdulillah, zunächst danken wir unseren Herrn, dass wir  auch dieses Jahr die Ehre hatten einen der edelsten Gäste des Diesseits zu empfangen. Welchen Gast, mögt ihr fragen. Gemeint ist der edle Ramadan und zusammen mit ihm die in ihm verborgene Nacht der Bestimmung (Laylatu-l-Qadr). Beide sind eine der schönsten Gäste, die man empfangen darf über das Jahr. Aber warum? Nun, der Ramadan ist ein Gast, der uns den segensreichsten Zeitabschnitt des Jahres mitgebracht hat und eine Zeit ist, in der uns Gott mit seiner unermesslichen Gnade und Belohnung überhäuft.

Die Belohung für unser Fasten obliegt Gott allein, heißt es in einer Überlieferung. (Bayhaqi)

Und wie heißt es so schön in einem Ausspruch des Propheten (ﷺ): “… Es ist ein Monat, dessen Anfang Barmherzigkeit, dessen Mitte Vergebung und dessen Ende die Errettung vor dem Höllenfeuer ist.” (Ibn Hibban, Baihaqi)

Es ist ein wahres Geschenk Gottes diesen besonderen und gesegneten Monat  fastend und betend verbracht zu haben. Denn wieder haben wir dadurch ein wenig Ballast abgeworfen. Sowohl weltlichen Ballast anhand unserer zu vielen weltlichen Dinge und jenseitigen Ballast anhand unserer Fehler, Tadel und Sünden.

Mögen wir diesen Gast ehrerbietig, wie es ihm gebührt, empfangen haben,  mögen wir von den Gaben Gottes profitiert haben und mögen auch wir durch die Hand des Ramadan Errettung und Heil finden!

 

Verehrte Gläubige,

Heute beten wir den letzten Freitag im Ramadan diesen Jahres. Nur noch heute und morgen und es folgt die Trennung. Wieder bricht unser erhabener Gast, der Ramadan, auf, um uns nächstes Jahr wieder zu beglücken.

Wieder vergeht ein Jahr unserer kostbaren Zeit. Und wieder stehen wir vor einem neuen Abschnitt unseres Lebens.

Mit großer Vorfreude und Euphorie haben wir diesen gesegneten Gast erwartet und nun geht er wieder seinen Weg.

Doch, geschenkt hat er uns viel. Die vielen Fastenbrechen Abende mit Freunden und unseren Mitmenschen haben zu Freundschaften beigetragen und unser Miteinander bereichert. Unsere Gesellschaft hat er wieder zusammengeschweißt trotz derer, die versuchen uns Menschen auseinander zu treiben und Feindschaft zu zwischen uns säen. Er, der Ramadan, hat uns Hunger und Durst empfinden und unseren Sinn für Solidarität aufblühen lassen. Den Armen und Bedürftigen dieser Welt haben wir durch seine Lehre noch aufrichtiger denn je eine Hand der Hilfe gereicht und ihren Hunger geteilt. Unserem heiligen Buch, dem Koran und unserem geliebten Propheten (ﷺ) haben wir uns viel inniger als sonst gewidmet in diesen Tagen und haben uns noch tiefer mit der Botschaft Gottes, dem Koran, beschäftigt.

 

Verehrte Muslime,

Ein Tag des Segens, der Freude und der Glückseligkeit steht uns nun mit dem anstehenden Fest bevor. Wir und unsere Kinder können es kaum erwarten das Fest zu feiern, uns zu beschenken und zu besuchen. Es ist wichtig an unsere Mitmenschen, unsere Familien, Kinder, Geschwister, Freunde und Bekannte zu denken, aber genauso wichtig ist es an die Bedürftigen und Waisen Kinder dieser Welt zu denken. Auch ihnen sollten wir ein ehrwürdiges Fest bereiten. Auch sie sollten ein Gefühl der Freude und des Festes spüren.

Daneben lasst uns das kommende Fest auch dazu nutzen, uns zu versöhnen. Wenn es welche gibt, die sich gestritten haben, mögen sie wieder zu Freunden werden. Mögen wir Menschen in solch einer Lage unterstützen und Mittler sein, denn Gott liebt diejenigen, die sich um Versöhnung und Frieden einsetzen. Aber lasst uns selbst auch mit Gott versöhnen. Wenn wir etwas gemacht haben sollten, womit er nicht zufrieden ist, so sollten wir die Tore der Reue (Tawba) aufsuchen und um Verzeihung bitten für unseren Fehl und Tadel.

In diesem Sinne sollte das uns bevorstehende Fest an diesem Sonntag uns auch einen genaueren Blick in uns gewähren. Einen Moment des Innehaltens, der Reflexion über meine vergangene, vielleicht vergeudete, Zeit und vergeudeten Möglichkeiten, die mir Gott geschenkt hatte. Letzten Endes werden wir alle Rechenschaft ablegen vor Gott, jedoch ist die beste Art vor Ihn zu treten, wenn man bereits im Diesseits Rechenschaft abgelegt hat.

 

Verehrte Gläubige,

Der folgende und Anfangs vorgetragene Vers gibt uns Hoffnung und schenkt uns Geborgenheit mit Bezug auf die Barmherzigkeit Gottes: az-Zumar 39:53

“Sag: O Meine Diener, die ihr gegen euch selbst maßlos gewesen seid, verliert nicht die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit. Gewiß, Allah vergibt die Sünden alle. Er ist ja der Allvergebende und Barmherzige.”

 

Die Festtage sind Momente und Tage, die gefüllt sind mit der Barmherzigkeit und dem Frieden Gottes. So wünsche ich bereits jetzt euch und der muslimischen Welt ein kommendes gesegnetes Fest und hoffe dass es ein Fest der Freude, der Freundschaft und des Zusammenhalts sein wird. Möge es Frieden und Freundschaft in unsere Welt tragen, möge es die Menschen miteinander versöhnen und möge es  den Bedürftigen, den Geflüchteten und Waisen dieser Welt Freude, Zuversicht und Hoffnung schenken.  Amin.

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Osman Örs

Islamwissenschaftler / Theologischer Referent und Imam des House of One